Ab welchem Zeitpunkt wusstest du eigentlich, was du werden wolltest? Hattest du nach der Schule schon einen glasklaren Plan?
Bei mir war schon recht früh klar, dass ich etwas mit Design machen wollte. Ich hatte immer den Drang meine Ideen auf Papier festzuhalten und zu visualisieren. In Mathe und Physik hatte ich ganz gute Noten, weshalb ich anfangs zu Architektur oder Produktdesign tendierte.
Der erste Schritt
Schon während meiner Schulzeit hatte ich Mal- und Zeichenkurse Und mein erste Berufswunsch nach der Schulausbildung war Maskenbildnerin zu werden. Doch die Friseurausbildung empfand ich als abschreckend.
Durch Zufall wurde in Ulm eine Designschule eröffnet. Eigentlich wollte ich noch weiter zur Schule gehen und mein Abitur machen. Mit dem Ziel mehr Klarheit zu bekommen welcher Designberuf es werden soll.
Als Alternative hatte ich dann aber doch noch meine Designmappe auf der Designschule eingereicht. Einfach mal so, wer weiß – vielleicht klappte es ja.
Und Wow, kurz vor dem neuen Schuljahr erhielt ich die Zusage zur Designschule und machte 3 Jahre später, 1987 meinen Abschluss als Grafik-Design-Assistentin (Heute lautet der Beruf Mediendesigner).
Grafik Design Assistentin
Die Ausbildung umfasste alles, was man heute nur noch im Kunstbereich findet: Lithographie, Radierungen, Bleisatz, Fotosatz, Siebdruck, Steindruck, Linoldruck. Es machte Spaß und ich bin froh all diese Techniken gelernt zu haben.
Meine erste Anstellung führte mich in den Schwarzwald und meine Vorahnung wurde auch bestätigt. Werbung mit roten Bollenhüten, schwarze Kleider und viel Tannenwald. BUAH!
Erste Berufserfahrung
Nach 3 Jahren Berufserfahrung als Grafikdesignerin in zwei klassischen Werbeagenturen, musste ich dann schnell wieder weg von dort. Mein Wunsch nach kreativeren Projekten führte dazu, noch ein Design Studium anzuschließen. Es folgte:
- Abitur als externe Schülerin (ja das geht, indem man sich per Fernkurs vorbereitet).
- Dann die Frage: Bewerbung an einer Fachhochschule oder Kunstakademie?
- Und anschließend die Mappen Vorbereitung für das entsprechende Studium. Denn mit einer Mappe kann man sich nicht überall bewerben. Die Anforderungen sind je nach Hochschule und Professoren unterschiedlich.
Schwarzwald Idylle
Studium Kommunikationsdesign in Pforzheim
Das Studium habe ich im Bereich Visuelle Kommunikation mit Schwerpunkt Ausstellungedesign absolviert. Es umfasste:
Theoretische Fächer: Semantik, Design-Recht, Kunstgeschichte, Schriftenlehre, Farblehre…
Künstlerische Fächer: Malerei & Zeichnen, Fotographie
Gestalterische Fächer: Typographie (Schriftgestaltung), Illustartion, Corporate Design und Bild-Text Gestaltung, natürlich alles mit dem Computer!
Konzeptionelle Fächer: Kampagnen, Bücher, Ausstellungen konzipieren & designen, uvm …
Was der Unterschied zwischen Grafikdesign und Kommunikationsdesign ist, erkläre ich in diesem Blogartikel.
Auslandsemester als Designerin in USA
Und als es die Option gab, ein Auslandsstudium in Athens (Georgia) zu integrieren, habe ich mich 1996 sofort dafür beworben. Zum Glück hatte ich Englisch Leistungskurs belegt, so war der Sprachtest als Voraussetzung schnell bestanden.
Dieser Blick über den Tellerrand war genial. Man kann sagen, der Studienaufenthalt in USA – Georgia – hat mir einen Vorteil von 1-2 Jahren gebracht. Denn einer meiner Schwerpunkte im Auslandsstudium, waren die Neuen Medien. Hier lernte ich alles über Software und Hardware, was ich später in meinem Beruf benötigt habe. Und mein zweiter Schwerpunkt Verpackungsdesign half mir dabei in meinem Fachbereich Ausstellungsdesign, in einem 3 dimensionalen Raum besser zu gestalten.
Auf dem Flughafen…
Was folgt nach dem Design-Studium?
Nachdem ich nun so viele Designbereiche kennengelernt hatte, stellte sich die Frage nach dem Studium: In welchem dieser Bereich will ich eigentlich tätig sein?
Eine Bewerbung in einer klassischen Agentur wollte ich nicht mehr. Die Arbeitsweise war veraltet. Mir war nach einem jungen Team und frischen Ideen. Also war eine Festanstellung in einem Startup sehr verlockend. Man nannte die Onlineagenturen 1998 noch Webagenturen. (lustig, wie sich die Begriffe geändert haben).
Design für Onlinemedien
Festanstellung in einem Startup.
Für Ruhm & Ehre mit viel Arbeit!
Negativerfahrung: Meine erste langjährige Beziehung ging dabei kaputt.
Ein tolles Team, wilde Ideen und leckeren Latte.
Die Kaffeemaschine lief auf Hochtouren!
Viele tolle Projekte wie Payback, Wirtschaftsförderung Stuttgart, GEZE, Hypovereinsbank usw. Der Aufgabenbereich reichte von Gestaltungskonzepten für Webseiten, Shops bis hin zu Onlinespiele. In dieser Phase machte ich auch mein erstes Corporate Design und zwar für unsere eigene Agentur AGI GmbH, Stuttgart.
Nationale und internationale Auszeichnungen u.a.
2 x Jahrbuch der Werbung
3 x Annual Multimedia
Es war alles schön.
Aber 2002 folgte die Insolvenz mit großen RADUMM… und dem großen NICHTS.
Wir waren nciht die einzigen im Markt, die es erwischt hat. Also kam für mich eine erneute Festanstellung nicht in Frage.
Für immer und ewig im Buch, Online schon lange verschwunden.
Print ist nachhaltiger! Ich sag es es doch immer…
Mediendesign, UI-design und Printdesign
Nach dem NICHTS kam die Selbstständigkeit.
Wir (3 Kollegen) gründeten selbst eine Agentur CC3 Communication und arbeiteten für Softwarefirmen, einem Möbelhaus und befreundete Werbeagenturen.
Nach 6 Monaten machte ich allein weiter mit dem Namen CC3 design. Die Aufträge bestanden aus vielen Onlineprojekten, später wurden es mehr Printprojekte. Hier der Artikel zum 20-jährigen Bestehen von CC3 Design.
Verbindung von Kunst & Design
Zu Beginn meiner Ausbildung 1984 gab es noch keine Comupter für den Designbereich. Das änderte sich mit dem ersten Apple Macintosh Computer in den 80er Jahren, der eine grafische Benutzeroberfläche hatte und die Aufgaben des klassischen Fotosatzes übernahm. Satzarbeiten wurden dann die Aufgabe eines Designers.
Ich lernte 1989 das erste Mal damit zu arbeiten und war begeistert, da es völlig neue Möglichkeiten eröffnete.
Doch die innovativsten Produkte können auch Kreativität killen. Zumindest empfand ich es so.
8-12 Stunden am Tag vor dem Rechner zu sitzen führte dazu, dass mir neue Impulse fehlten.
Alles sah gleich aus, da es von einer Software hergestellt wurde, die begrenzte Möglichkeiten bot. Mir fehlte der Duktus, das Papier oder der physikalische Zufall, um etwas Neues zu kreieren.
Die Filter und Funktionen am Rechner begrenzen mich zu sehr meinen eigenen Stil zu finden. Das war für mich auch der Zeitpunkt, an dem ich 2002 mit japanischer Tuschmalerei anfing. Schwarz-Weiss Bilder, reduziert auf ein Mininum, unveränderbar – ohne copy, paste und undo. Ein einzigartiger Moment entsteht und wird fixiert. Ob es einem gefällt oder nicht.
Festgehalten im Moment des Schaffens. Eine besondere Ästhetik ohne die Chance den Prozess 1:1 zu wiederholen oder ihn rückgängig zu machen. Ein genialer Gegenpol zur Gestaltung am Computer.
Links: experimentelle Tuschmalerei
Rechts: japanische RAKU Technik (Keramikobjekt)
Schriftdesign: Kulturelle Unterschiede beachten
Durch die experimentelle Tuschmalerei entwickelte sich meine Neugier zu den Schriftzeichen der asiatischen Kulturen.
Insbesondere die Beschäftigung mit der japanischen Kultur und Sprache. Das es z. B. in Japan normal ist, dass Wörter für Geräusche benutzt werden. Man nennt es Onomatopoesie und findet sie in der Welt der Manga aber auch in der Alltagssprache Japans.
Es gibt völlig unterschiedliche Adjektiv, welche die Art des Regens beschreiben. Geräusche, die zu Worten werden, sind bei uns der Babysprache zugeordnet. In Japan werden sie in der Alltagssprache von allen Generationen verwendet.
Zudem gibt es über 30.000 Schriftzeichen von denen ein gebildeter Japaner (Hochschulniveau) 3000-4000 Schriftzeichen, kennen muss.
Zeichen, die aus Symbolen bestehen. Einzelne Zeichen haben eine andere Übersetzung und Aussprache als eine Zeichenfolge. Einfach faszinierend.
Designerin im hier und jetzt
Heute nutze ich mein Design-Wissen aus Print & Online in fast jedem Projekt. Der Übergang ist fließend, denn das eine kann nicht ohne das andere.
Zusätzlich versuche ich mein Wissen über unterschiedliche Kulturen in meine Gestaltung einfließen zu lassen.
Die Nutzung und Einsatz von Schriftzeichen, Emojis, Piktogrammen und Logos sollte in einer globalen Gesellschaft immer im kulturellen Zusammenhang gesehen werden. Der Lesefluss, die Blickführung und die Symbolik sind unterschiedlich und beeinflussen die Gestaltung von Online Projekten, Social Media, Flyer und Broschüren.
Eine Logoentwicklungen ohne Kenntnisse der kulturellen Symbolik oder Farben anderer Kulturen, kann falsche Assoziationen hervorrufen.
Mein Aufgabenspektrum umfasst heute neben der eigentlichen Gestaltung auch die Design-Beratung. Ich gebe Design-Tipps für meine Kunden, die ihre Gestaltung selbst in die Hand nehmen möchten (1:1 Mentoring) oder Virtuellen Assistent:innen, die es lernen möchten.