Für die Erstellung unterschiedlicher Designs helfen mir meine sogenannten Methodenboxen. Das sind Boxen, gefüllt mit unterschiedlichen Materialien wie Karten, Tools, Übungen und viele Fragen, um ein Design OUTSIDE THE BOX für meine Kunden zu erstellen.
Um diese Methodenboxen zu kreieren habe ich mir im Laufe der Jahre viel Wissen rund um Farben angeeignet, denn „Farbenlehre“ und das Wissen über „Farbsystemen“ sind die Basis für eine perfekte Farbauswahl. Sie helfen mir dabei, nicht nur nach dem Bauchgefühl zu wählen.
Im ersten Blogartikel dieser Serie habe ich das Thema Farbsymbolik und die Wahrnehmung von Farben bereits vorgestellt. Hier geht es zu diesem Artikel.
In diesem Artikel geht es um die Farbenlehre, die Entstehung von Farbpaletten und dem Farbkreis, sowie ihre Auswirkungen auf heutige Gestaltungsaufgaben.
Diese Farb-Theorien bilden neben der emotionalen Ebene, die Ausgangsbasis für die perfekte Wahl von deinen Branding-Farben.
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Farb-Begriffe verstehen
Starten wir mit der Begriffsdefinition über Farben. Hier habe ich die wichtigsten zusammengetragen und kurz erklärt.
Farbsymbolik
- Beschäftigt sich mit der Bedeutung und den Assoziationen von Farben in verschiedenen Kulturen und Kontexten.
- Untersucht, wie Farben Gefühle, Stimmungen oder sogar soziale und kulturelle Werte symbolisieren können (z. B. Rot für Leidenschaft oder Gefahr, Blau für Ruhe und Vertrauen).
Farbenlehre
- Dies ist die wissenschaftliche und theoretische Untersuchung von Farben.
- Sie umfasst physikalische Grundlagen (z. B. Lichtbrechung, Spektren), physiologische Aspekte (wie das Auge Farben wahrnimmt) und psychologische Effekte (wie Farben Stimmungen beeinflussen).
Farbsysteme
- Diese Systeme ordnen und definieren Farben in festgelegten Modellen. Beispiele sind RGB (für digitale Medien), CMYK (für den Druck) und HKS, RAL oder Pantone für Sonderfarben.
- Sie dienen der praktischen Anwendung und der konsistenten Reproduktion von Farben.
Farbkonzepte
- Hierbei geht es um individuelle gestalterische Strategien und Ansätze zur Farbauswahl in Kunst, Architektur, Design und eben auch. dem visuellen Branding (Marketing).
- Farbkonzepte berücksichtigen kulturelle, emotionale und ästhetische Aspekte, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen.
Entstehung der Farbenlehre
In der Wissenschaft und Kunst finden sich systematische Ansätze, um Farben zu ordnen und zu verstehen, die auf physikalischer Ebene oder auf der Wahrnehmungsebene beruhen. Beispiele für frühe Formen der Farbenlehre sind:
Das Newtons Experiment – mit dem Glasprisma wurden die Experimente durchgeführt, man nennt dies »subtraktive Farbmischung«.
Isaac Newtons Farbspektrum
Newton zerlegte das weiße Licht im 17. Jahrhundert in seine Bestandteile und legte damit den Grundstein für ein systematisches Verständnis von Farben (additive Farbmischung). Er schuf die Grundlagen für das Verständnis der menschlichen Farbwahrnehmung – und zwar nicht nur, weil er den Strahlengang durch ein Prisma beschrieb, sondern weil er auch die psychologische Komponente des Farbsehens verstand.
Sein Farbrad gilt als einer der frühesten Versuche, Farben in einem kreisförmigen System anzuordnen.

Die Farbenlehre nach Newton beruht auf Licht. Weiß im Zentrum, weil daraus alle Farben des Spektrums zusammengesetzt werden. Um das Zentrum herum folgen die Farben Rot, Orange, Gelb, Grün, Hellblau/Cyan, Blau und Violett.
Farbkreis von Itten, Goethe und Küppers
Goethe entwickelte im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert eigene Ansätze zur Wahrnehmung von Farben, die neben den physikalischen Eigenschaften auch die subjektive Empfindung berücksichtigten.

Die Farbenlehre nach Goethe, Itten und Küppers beruhen auf Farbpsychologie und Pigmenten.
Johann Wolfgang Goethes Farbenlehre legte den Schwerpunkt auf die psychologische Wirkung von Farben. In Goethes Farbkreis stehen sich die Komplementärfarben jeweils gegenüber.
Unser Auge bildet nach der Betrachtung einer Farbe selbst die Komplementärfarbe.
Selbsttest: Schaue ca. 20 Sekunden auf eine gelbe Fläche und schließe dann die Augen. Du wirst eine violette Fläche sehen. Rot wird zu Grün und Orange zu Blau.
Goethe teilte den Farbkreis in warme Farben und kalten Farben ein.
Warme Farben sind:
- Gelbrot, Orange, Gelb, Gelbgrün
Kalte Farben sind:
- Blaurot, Blau, Violett, Blaugrün
Wusstest du, dass Rot und Grün sowohl in die warme als auch in die kalte Richtung tendieren können?
Interessanterweise alle anderen Farben nicht! Oder kennst du ein kaltes Gelb oder ein warmes Blau?
Farbe beeinflusst das Gefühl und wirkt sich so auf die Seele aus.
Weiterentwicklung der Farbenlehre
Farben am Bauhaus
Die im Bauhaus vermittelten Prinzipien haben all diese Entwicklung mit modernen Designansätze kombiniert, um Kunst und Handwerk zu verbinden – Farbe galt hier als wesentliches Gestaltungsmittel, das sowohl ästhetisch als auch funktional wirkt.
Johannes Itten entwickelte einen Farbkreis, in dem Farben anhand ihrer Komplementärbeziehungen und Kontraste geordnet sind. Er betonte, wie Farben sich gegenseitig beeinflussen und wie durch gezielte Kombinationen emotionale und visuelle Effekte erzielt werden können.
Dieser Farbkreis wurde im Laufe der Jahrzehnte immer verbessert und auch den technologischen Anforderungen angepasst. Hier findest du eine Zusammenfassung, denn es würde den Rahmen hier sprengen.
Josef Albers ging noch einen Schritt weiter, indem er in seinen Experimenten die Wechselwirkungen von Farben in unterschiedlichen Kontexten untersuchte. Seine Erkenntnisse verdeutlichen, dass die Wirkung einer Farbe stark von den benachbarten Farben abhängt – eine Einsicht, die maßgeblich zum modernen Verständnis von Farbe als dynamischem, kontextabhängigem Element beigetragen hat.

Ein Farbkreis mit feinabgestuften Farben
Das Farbsystem von Le Corbusier
Die Farbenklaviatur bei Le Corbusier
Le Corbusier entwickelte sein eigenes Konzept der Farbenklaviatur, bei dem Farben ähnlich wie Töne auf einer Klaviatur strukturiert werden. Jede Farbe hat dabei einen festen Platz, der in einem harmonischen Zusammenspiel mit den anderen Farben wirkt. Sein System unterstützt die Gestaltung von Räumen, indem es Proportion, Licht und Raum miteinander in Einklang bringt. Aussagen, die ich zu den Farben Corbusiers gefunden habe:
Farben vermitteln ein friedliches Gefühl.
Farbe verändert das Gesamtbild
Diese Farben erfüllen unser Leben mit Frieden und Harmonie
Grün ist die „Farbe der Mitte“und wirkt beruhigend, ohne zu ermüden. Sie gilt als Symbolfarbe für das Leben und Wachstum. Blau wirkt eher distanziert, Blau- und Grüntöne geben dem Raum Tiefe und schaffen eine Atmosphäre, Rot hingeben strahlt Nähe aus.

Le Corbusiers erste Farbklaviatur mit 63 Farben für die Architektur:
Individuelle Farbpaletten
Entwicklung individueller Farbpaletten für Design, Kunst und Architektur
Künstler und Designer kombinieren heute wissenschaftliche Erkenntnisse, künstlerische Freiheit und praktische Anforderungen, um eigene Farbpaletten zu entwickeln. Diese Paletten helfen dabei, die gewünschte Stimmung zu erzeugen und die Funktionalität eines Raumes zu unterstützen.
- Farbpaletten für die Raumgestaltung finden sich bei jedem Hersteller von Textilien und Wandfarben
- Farbpaletten nach Stimmungen und Gefühlen (Freude, Ruhe, Besonnenheit) findet man bei Pinterest, Canva & Co
- Farbpaletten für Keramik-Pigmente
- Farbpaletten für Sonderfarben wie Pantone, HKS, RAL
- Farbpaletten nach Themen (z.B. Wasser) findet man auch bei Pinterest, digitalen Farbauswahlsystemen wie Coolors.io oder Adobe.
Moderne Farbauswahl entsteht oft durch das Zusammenspiel von objektiven Erkenntnissen, Materialvorgaben und subjektiver Interpretation. Diese Verbindung sorgt dafür, dass Farbpaletten sowohl ansprechend als auch praktisch einsetzbar sind.

Von der Farbenlehre zum Farbkonzept
Besonders die Ansätze des Bauhauses haben die Kunst, die Architektur, das Handwerk und moderne Grafikdesign nachhaltig geprägt.
Johannes Itten, Josef Albers oder Le Corbusier lehrten, dass Farben nicht nur nach ihrer Symbolkraft, sondern bewusst und systematisch ausgewählt werden sollten. Dabei stehen Kontraste, harmonische Beziehungen, Einsatzbereich, Umsetzbarkeit, Lichtverhältnisse und die Reduktion auf wenige, prägnante Farben im Vordergrund.
Systematische Farbwahl für Markenidentitäten
Im Branding hilft es, diese Herangehensweisen zu kennen, um visuelle Identitäten zu schaffen, die sowohl einprägsam als auch zeitlos sind.
Durch die gezielte Nutzung der Farbenlehre, Farbsymbolik, bestehende Farbpaletten für die selektive Auswahl für ein eigenes Farbkonzept können Marken Emotionen wecken, Werte kommunizieren und ihre Zielgruppen effektiv ansprechen.
Das klare Verständnis von Farbkontrasten und deren Wirkung ermöglicht es Designern, Logos, Verpackungen und Werbematerialien so zu gestalten, dass sie in einem überfüllten Markt hervorstechen.
Strukturierte visuelle Kommunikation:
Die Bauhaus-Prinzipien führten zu einer Ästhetik, die auf Klarheit und Funktionalität basiert. Diese Prinzipien wurden in vielen Corporate-Designs übernommen:
- Reduktion auf das Wesentliche: Eine reduzierte Farbpalette sorgt für einen klaren visuellen Auftritt, der die Kernaussagen einer Marke unterstützt.
- Konsistenz und Wiedererkennbarkeit: Durch systematische Farbauswahl entsteht eine konsistente Bildsprache, die im gesamten Markenauftritt – von digitalen Medien bis hin zu Printmaterial – für Wiedererkennungswert sorgt.
- Auswahl von Farben nach emotionalen Gesichtspunkten: Im visuellen Branding hat die Farbenwahl immer einen Bezug zur Unternehmensgeschichte, zur Gründerpersönlichkeit oder zu den Produkten. Geschichten und Gefühle verbinden Menschen und die Farbgebung unterstützt das Storytelling.
- Auswahl von thematischen Gesichtspunkten: Farben wurden bestimmten Themen zugeordnet. Grün für Natur, Blau für Qualität und Seriosität, Rot für Energie

Die drei Grundfarben für den Druck von 4 Farb Drucksachen. Cyan, Magenta und Yellow Pigmente. Damit werden alle Farben im Druck erzeugt. Zusätzlich können noch Sonderfarben wie HKS, RAL oder Pantone mit individuellen Pigmenten verwendet werden.
Nachhaltiger Einfluss im digitalen Zeitalter
Verschiedene Methoden zur Farbwahl bilden die Grundlage moderner digitaler Designs. Diese zu kennen hilft die passende Farbkombination für ein Unternehmen zu finden.
Im Gegensatz zu den Druckfarben, die aus Pigmenten bestehen haben Bildschirm-Farben ein viel größeres Farb-Spektrum. Farben, die durch Licht (Bildschirm, Diplays) erzeugt werden besitzen mehr Zwischentöne und haben auch kräftigere Farbtöne. Dies müßte man im Druck durch Sonderfarben erzeugen.
Deshalb rate ich immer die ausgewählten Brandingfarben sowohl für den Bildschirm als auch für den Druck auszuwählen.
In Web- und App-Designs wird häufig auf minimalistische, kontrastreiche Farbpaletten gesetzt, um Inhalte strukturiert und benutzerfreundlich zu präsentieren. Dieser Ansatz fördert nicht nur die visuelle Klarheit, sondern trägt auch zur Barrierefreiheit und Nutzererfahrung bei.
Die systematische Farbwahl und das Verständnis für die Wechselwirkungen von Farben, wie sie am Bauhaus entwickelt wurden, ermöglichen es Designern, zielgerichtet mit Farben zu arbeiten, um starke, einheitliche Markenbilder zu schaffen, die sowohl funktional als auch emotional überzeugen.
Du möchtest jetzt wissen, was dieses Grundwissen mit deinem eigenen Farbkonzept zu tun hat?
Dann bleibt dran, in KW 15 folgt der dritte Teil der Serie und dort erfährst du, wie dir all dies bei der eigenen Farbauswahl hilft.
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»Es sind Harmonien und Kontraste in den Farben verborgen, die ganz von selbst zusammenwirken.«
Vincent van Gogh

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