Grafikdesign Grundlagen: Designprozess

Grafikdesign Prozess
Kategorie: Design Wissen

Als Grafikdesignerin erlebe ich es immer wieder, dass ich Material für die Gestaltung erhalte mit dem ich nicht loslegen kann. Es fehlen die Grundlagen um loszulegen. Das kann eine einfache Formatierung der Texte, ein fehlendes Lektorat oder schlechtes Bildmaterial sein. Aber auch ein fehlendes Ziel oder Verständnis für den Prozess führen zu unnötigen Korrekturschleifen.

Dieser Artikel ist kein Leitfaden oder eine Abfolge von Schritten, auch keine Liste mit XY Tipps, sondern einfach eine Zusammenstellung der wichtigsten Grafikdesign Grundlagen für den Start in den Designprozess – der Planung, dem Ausgangsmaterial und Design-Briefing.

In weiteren Artikeln beleuchte ich dann den eigentlichen Gestaltungsprozess, um unnötige Abstimmungsschleifen und Rekursionen zu vermeiden. Denn eine Designleistung ist nicht mit einem Autokauf vergleichbar. Unser Endprodukt kann vom Kunden nicht vor dem Kauf begutachtet werden. Es ist eine individuelle Leistung für jeden einzelnen Kunden. Und es wäre doch schade, wenn der Projektstart etwas holprig beginnt.

Grafikdesign Grundlagen für den Designprozess

Meiner Erfahrung nach gibt es einige Faktoren, die ein Designprojekt unnötig in die Länge ziehen. Und diese sollten gleich zu Beginn erkannt werden.

Fehlende Grundlagen als Stolpersteine

  1. Mangelndes Verständnis für den Design-Prozess
  2. Fehlende oder falsche Kommunikation. Ein ausführliches Briefing Gespräch ist wichtig und ebenso eine kontinuierliche Kommunikation während des Prozesses. Den Kunden abholen und am Entstehungsprozess teilhaben lassen.
  3. Dem Designer eine klare Rückmeldung geben. Schwammige Formulierungen führen nicht zum Ziel, sondern lassen Interpretationsspielraum.
  4. Auch wenn der Kunden dies ungern hört. Fehlendes oder schlechtes Ausgangsmaterial, egal ob Text- oder Bildmaterial.
  5. Fehlende Zielformulierung. Was erwartet der Kunde vom Designer:in?
  6. Wo wird das Designprodukt später eingesetzt und welche Dateiformate hat dies zur Folge?

Am besten ist es, schon frühzeitig – in einem Briefing Gespräch – alle nötigen Unterlagen zu prüfen. Es ist immer schade, wenn sich während einer Gestaltungsphase herausstellt, dass das Material nicht in ausreichender Qualität vorliegt z. B. für den Druck. Oder wenn das Ziel des Projektes nicht klar genug definiert wurde und das Ideenkonzept dann nicht zum gewünschten Ergebnis führt.

Mein Designprozess besteht nicht aus einem linearen Weg. Sondern aus einer konstanten Entwicklung mit Feedbackrunden/Schulterblicken des Kunden und Iterationsschleifen.

Bin ich noch auf dem richtigen Weg?
Hat der Kunde beim Briefing etwas vergessen mir mitzuteilen, was aber für die Umsetzung relevant ist?

Es ist ein »Ping Pong« zwischen mir und dem Kunden. Ich binde ihn in den Entstehungsprozess ein und vermeide so unnötige Entwurfsrunden. In der obigen Grafik habe ich solch einen Prozess abgebildet.

Planung der Visualisierung

  • Wie sollte das Ausgangsmaterial aussehen, damit ein Designer:in damit arbeiten kann? Welche Gedanken sollte sich ein Kunde vor der Visualisierung machen und wie sollten die Inhalte aufbereitet sein, damit man sie überhaupt visualisieren kann?
  • Danach ist es wichtig, das Ziel zu kennen. Bei vielen Projekten kann dies der Kunde selbst erarbeiten oder er erarbeitet es gemeinsam mit dem Designer in Form eines Kozeptes. Eine Flyergestaltung ist weniger komplex als eine Logoentwicklung.
  • Bei Projekten, die das äußere Erscheinungsbild betreffen (Launch oder Relaunch) ist es von Vorteil einen Designer zeitnah einzubinden, um mögliche Voraussetzungen zu klären und ein  Konzept zu erarbeiten.
  • Hat das Unternehmen bereits ein Corporate Design oder einen Styleguide? Soll neues Material erstellt oder auf Basis bestehendes Materials aufgebaut werden?

Welches Ziel hat die Visualisierung?

Je konkreter die Informationen für den Designer:in sind, desto schneller versteht und erfasst er die Aufgabe.

Was soll kommuniziert werden und zu welchem Zweck?

  • Dient es der Sichtbarkeit?
  • Soll ein neues Erscheinungsbild eines Unternehmens erstellt werden?
  • Soll es eine Erneuerung des Erscheinungsbildes werden? Wenn ja, warum?
  • Soll es Aufmerksamkeit erzeugen und beim Betrachter im Gedächtnis bleiben?
  • Dient es zur Imagepflege.
  • Ist es ein Projekt, welches über ein Produkt aufklärt (Wissensvermittlung)?
  • usw.

Gibt es schon Vorstellungen für die Umsetzung?

  • Ist der Inhalt in Textform oder als Grafik schneller zu erfassen?
  • Welches Bild soll im Kopf des Lesers erzeugt werden?
  • Welches Gefühl soll der Leser bekommen?
  • Ist das Bildmaterial aussagekräftig genug? Unterstützt es den Inhalt oder ist es konträr zum Inhalt, um Aufmerksamkeit zu erzeugen.
  • usw.

Welches Ausgangsmaterial liegt vor?

Für der Start eines Projektes sollten Texte, Bilder oder weiteres Material geprüft werden.

Das Textmaterial

  • Für eine Wissensvermittlung muss der Text schnell erfassbar sein. Eine inhaltliche Aufteilung in sinnvolle Häppchen mit klarer Sprache ist hierbei wichtig.
  • Passt der Text zum Medium und zur Zielgruppe (Sprache)
  • Ist der Text bereits im Lektorat gewesen? Oft kommt es vor, dass ich als Designer Texte erhalte, die noch nicht finale vom Kunden geprüft wurden. Dies wirkt sich auf den Prozess aus und benötigt eine weitere Korrekturschleife im Gestaltungsprozess. Zuerst wird die Gestaltung gemacht. Liegen die finalen Texte dann vor, muss ich als Designer nochmals die Texte neu setzen und die Typographie (z. B. Umbrüche, Abstände) optimieren.

Das Bildmaterial

  • Es ist immer von Vorteil, wenn man weiß in welcher Abbildungsgröße das Endmaterial verwendet werden soll. Die Information ob das Bild für einen Flyer, einen Messestand oder einen Instagram Beitrag eingesetzt werden soll, reicht nicht aus.
  • Das Bildmaterial wird für ein Projekt im Druckbereich in einer besseren Bildauflösung benötigt, als im digitalen Bereich.
  • Grundsätzlich sollten Bilder im Farbmodus RGB vorliegen. Egal ob für digitale oder analoge Medien. Bilder von einer digitalen Kamera haben diesen Farbmods im Standard.
  • Für den Druck, wandelt am besten der Designer:in den Farbmodus  in CMYC um.

Sonstige Materialien

  • Soll im Rahmen der Gestaltung noch weiteres Material erstellt werden? Gibt es bereits Material, auf das der Designer:in zurückgreifen kann?
  • Für eine Broschüre, ein Plakat, eine Kampagne oder eine Anzeige kann ein Keyvisual von Vorteil sein. Das ist z. B. ein Bild, welches die Aussage des Projektes unterstützt und für nötige Aufmerksamkeit sorgt.
  • Es kann auch eine Grafik erstellt werden, welche die textliche Aussage visuelle auf den Punkt bringt oder ergänzt.
  • Grafische Elemente können für die Gesamtgestaltung von Nutzen sein.
  • Vordefinierte Farbwerte sind wichtig, um allen Marketing-Materialien einen einheitlichen Look zu geben.
  • Vorlagen können den Gestaltungsprozess vereinfachen oder die Kosten senken.
  • Investieren sie nicht zu viel Zeit in die Erstellung von Designvorschlägen in Powerpoint oder Word. Sparen Sie sich also die Zeit. Als Designer sind dies Softwareprogramme, die dabei helfen eine Idee zu visualisieren. Für ein qualitativ gutes Ergebnis reicht diese Software leider nicht aus. Ein Designer:in legt ein Designprojekt in seinen Programmen neu an.
  • Gibt es einen Styleguide oder eine Corporate Design Toolbox?

Was gehört alles zum Briefing?

Grundsätzlich sollten inhaltlichen Fragen, Corporate Design Vorgaben und Informationen zum Zielmedium das Briefing beinhalten, Budget und Zeitplanung inbegriffen.

In welchem Medium und Zielformat (Größe) soll das Ergebnis erscheinen?

Für digitale und analoge Medien werden unterschiedliche Dateitypen benötigt. Entsprechend wählt er die dafür nötigen Softwareprogramme aus. Denn Profiwerkzeug vermeidet Fehler und steigert die Qualität. Ein Designer arbeitet nicht mit Office Software.

  • Soll das Ergebnis in Pixel- oder Vektorformat vorliegen?
  • Welches Medium am Ende verwendet wird, gibt auch vor welcher Farbmodus für die finale Datei nötig ist: RGB oder CMYC. Eine Datei für einen LinkedIn Beitrag kann nicht für den Druck verwendet werden.
  • Sind die Angaben in Pixel oder in mm oder cm?
  • Formatangaben werden in Höhe x Breite gemacht. Erste Ziffer ist die Breite des Bildes und die zweite Ziffer die Höhe.

Sonstige Informationen

  • Im Druckbereich ist es wichtig neben dem Format (Breite x Höhe) auch die Auflösung mitzuteilen. Verlage und Hersteller haben in der Regel hierfür Mediadaten, die man abrufen kann.
  • Bei der Logoentwicklung immer darauf achten, dass das finale Logo in einem Vektorformat vom Designer übergeben wird oder dem Designer zur Verfügung gestellt wird. Dieses ist skalierbar und von Social Media, dem Kugelschreiber bis zur Messewand einsetzbar.

Sobald diese Basis Fragen geklärt sind, kann das eigentliche DesignBriefing für den Grafikdesigner:in erfolgen. Schön, wenn dann alle Informationen gesammelt beim Designer:in ankommen. Damit er sich ein Gesamtbild machen kann und gleich die Rückfragen gebündelt stellt.

So. Und wie kommt jetzt die Information auf ein Blatt Papier?

Im nächsten Artikel beschreibe ich den eigentlichen Gestaltungsprozess. Welche Stilmittel eingesetzt werden können und warum die Komposition und das Layout so wichtig sind.

 

Hierzu gibt es demnächst den Artikel
Grafikdesign Grundlagen Teil 02: Stilmittel der Visualisierung

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Weigle

Cornelia Weigle
Ich unterstütze Experten, Soloselbstständige & Arztpraxen dabei, ihre Expertise, die sie schon lange haben, visuell zu zeigen. Egal ob sie am Anfang stehen oder schon einige Jahre selbstständig sind. Wichtig sind die Geschichten, die in eine visuelle Strategie eingebettet werden, um daraus ein einzigartiges Marken- oder Logodesign zu kreieren. Denn wer will nicht einzigartig sein, sich aus der Masse hervorheben, sich abgrenzen - alles in allem - unkopierbar sein und in Erinnerung bleiben?

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