Meine Weihnachtskarten habe ich in 2022 mit einem besonderen Druckverfahren hergestellt. Als Grafikdesignerin muss man da so einiges beachten, da es keinen automatisierten Prozess bei der Druckdatenerstellung gibt, z. B. eignet sich Canva hierfür auf keinen Fall. Man muss bei der Druckdatenerstellung individuell Hand anlegen, da der Drucker zum einen eine Prägeform benötigt und gleichzeitig die Farben als Sonderfarben angelegt haben möchte. Warum das so ist?
Letterpress (oder Buchdruck) ist ein altes Druckverfahren, das im 15. Jahrhundert entwickelt und eingeführt wurde (Johannes Gutenberg). Ich hatte noch das Glück während meiner Ausbildung 1984 auf solch einer Maschine meine Bleisatzprojekte drucken zu dürfen. Wirklich ein tolles Erlebnis, denn man hat das Gefühl, die Maschine gleicht einer Dampflok – nicht nur vom Lärm, auch die Mechanik begeisterte mich.
Der Begriff „Letter“ bezieht sich auf die Buchstaben, die verwendet werden, um Texte zu drucken, während „Press“ sich auf den Druckprozess selbst bezieht.
Es war DAS dominante Druckverfahren für Bücher, Zeitungen und andere Druckerzeugnisse, bis es in den 70er Jahren von Druckverfahren wie Offsetdruck und spätestens in den 90er Jahren vom Digitaldruck verdrängt wurde. Zum Glück gibt es noch vereinzelt Druckmaschinen, denn ihre Herstellung wurden meines Wissens nach 1985 eingestellt.
Das Druckverfahren Letterpress
Wie funktioniert Letter Press eigentlich? Letterpress ist ein sehr altes Druckverfahren. Die Maschinen müssen von Hand bedient werden und benötigen viel Erfahrung des Druckers.
In jüngerer Zeit wurde Letterpress jedoch wieder etwas populärer, insbesondere in der Druckgrafik für die Verwendung von hochwertigen Materialien wie Visitenkarten, Einladungen und Geschäftsausstattungen. Seine tiefen Prägungen und die Nutzung von Sonderfarben bringen dem Druckverfahren eine Renaissance.
Das zu druckende Motiv wird aus einem Metall-Klischee geätzt oder zugeschnitten, am Ende dieses Motiv übrig bleibt. Eines der wichtigsten Merkmale von Letterpress ist dieses Druckklischee (anderer Begriff für Druckform), welches tief in das Papier eindringt und somit eine langlebige und hochwertige Optik erzeugt. Um diese Optik zu verstärken, sollte auch ein entsprechend dickes und in der Oberfläche natürliches Papier verwendet werden. Die Druckfläche auf dem Papier ist nach dem Druck glatt – der Kontrast zwischen Druck und Papierstruktur wird dadurch noch verstärkt.
Bei einer Prägung wird die Vorderseite und die Rückseite des Papiers verändert. Siehe links im Bild die Vorderseite einer Prägung mit seinen scharfen Kanten, rechts die Rückseite des Papiers mit abgeschwächten Kanten. Der Prägestempel verändert das Papier auf beiden Seiten.
Im Gegensatz zur Prägung kann man auf der Rückseite eines Letterpressdrucks noch weitere Informationen anbringen, da diese Seite glatt bleibt. Siehe links die Letterpressprägung mit Farbe und rechts die unberührte Rückseite.
Vorteile von Letterpress
Insgesamt bietet Letterpress eine Vielzahl von Vorteilen für den Druck hochwertiger Drucksachen. Es ist präzise, langlebig und verleiht dem Druck eine besondere Haptik und Optik. Letterpress ist für mich die richtige Wahl für hochwertige, einzigartige Einladungen, Grußkarten, Anhänger oder auch für begleitende Karten bei Geschenke oder Produkte.
Hier die Vorteile auf einen Blick:
Haptisches Gefühl
Letterpress-Druck erzeugt tiefe, sichtbare Eindrücke im Papier, was zu einem besonders haptischen Erlebnis für den Leser führen kann. Besonders wenn das Papier 800 g/m² stark ist.
Qualität
Letterpress-Druck ermöglicht es, hochwertiges Papier und Tinten mit besserer Haltbarkeit und Farbbrillanz zu verwenden. Perfekt für 1 farbige Drucke oder bis zu 3 Farbdruck (Sonderfarben). Es eignet sich auch gut für Prägungen, wenn man auf der Rückseite mit Schrift und Bilder arbeiten möchte.
Individualität
Jedes Letterpress-Druckstück ist ein Unikat, da jede Druckform nur eine begrenzte Anzahl von Drucken ermöglicht.
Umweltfreundlichkeit
Letterpress-Druck benötigt weniger Papier für den Andruck und arbeitet mit weniger voll farbigen Flächen. Also braucht das Verfahren auch weniger Farbe – ein 4-Farb-Druck macht hier keinen Sinn. Da die Druckmaschine relativ klein ist, benötigt sie auch weniger Energie und zu guter Letzt sind die Druckmaschinen schon ziemlich alt, falls man hier sowas wie CO₂ Ausgleich verrechnen möchte.
Klassische Ästhetik
Letterpress-Druck hat eine lange Geschichte und wird oft für Vintage- oder klassische Designs verwendet, die eine zeitlose Ästhetik vermitteln. Sie wirken elegant und hochwertig, da man starkes Papier verwendet, das gut in der Hand liegt.
Präzision
Ein weiterer Vorteil von Letterpress ist, dass es sehr präzise ist und feine Details gut darstellen kann. Dies macht es zu einer geeigneten Wahl für die Herstellung von Druckgrafiken, Kunstwerken und Sammlerstücken.
Druck und Prägung in einem Druckvorgang
Möchte man drucken und prägen, ist dieses Verfahren definitiv günstiger und besser. Denn es erfolgen zwei Druckdurchläufe in einem. Es gibt also keinen Versatz zwischen Druck und Veredelung, wie man ihn zum Beispiel bei UV-Lackierungen regelmäßig findet.
Einsatzbereiche von Letterpress
Letterpress funktioniert am besten auf voluminösen, weichen Papieren, die z. B. aus Baumwolle bestehen. Eigentlich wollte ich meine Weihnachtskarten auf Hanfpapier drucken, das ist ein neues Papier der Papierfabrik Gmund. Ich bin aber daran gescheitert, dass das Papier nicht in der geringen Auflage und dem Volumen zu haben war, das sich für Letterpress eignet.
Die Anwendungsbereiche von Drucksachen im Letterpress -Verfahren würde ich auf folgende beschränken:
- Projekte, die keinen Zeitdruck haben
- Begrenzte Farben
Der Druck eignet sich für ein bis drei Farben (Sonderfarben Pantone oder HKS)
Ist ein Metallic- oder Glanzeffekt erwünscht, sollte man überlegen, ob eine Heißfolienprägung besser geeignet ist. - Karten für besondere Anlässe
Gerne wird dieses Druckverfahren für Hochzeits-, Weihnachts- und Grußkarten verwendet. Drucksachen sollten eine Auflage von über 100 Stück haben, da die Druckform und die Einrichtung der Maschine teuer sind. Je höher die Auflage, desto günstiger wird der Einzelpreis. Hier findest du Anregungen für individuelle Karten.
Meine Weihnachtskarten habe ich bei Uwe Bald drucken lassen. Kann ich wärmstens empfehlen, jemand, der sein Handwerk versteht!
- Anhänger, Visitenkarten oder zweiseitig bedruckte Karten ohne Falz, die man auf der Rückseite beschreiben oder bedrucken möchte. Im Gegensatz zu einer Prägung hat Letterpress den Vorteil, dass man die Rückseite noch für weitere Informationen verwenden kann.
- Motivwahl: Es eignen sich einfache Motive, Illustrationen, Zeichnungen und Schrift. Alles, was man auch in Schwarzweiß darstellen kann, aber keine Vollflächen.
Papierwahl bei Letterpress
Das Format sollte nicht über DIN A3 gehen.
Am besten geeignet sind ungestrichene Feinstpapiere (Papiere mit rauer Oberfläche), die saugfähig und äußerst voluminös sind. Optimal für dieses Verfahren sind reine Baumwollpapiere oder Papiere mit Hadernanteil, da sie das nötige Volumen für die Prägung bieten. Auch die weiche Oberfläche ist gut für den Letterpress geeignet.
Meist wird auf ein Flächengewicht von 300 bis 900 g/m² gedruckt. Meine Weihnachtskarten hatten 800 g/m². Damit die Prägung auch schön zur Geltung kommt.
Wie funktioniert Letterpress?
Neben der Motivwahl ist noch zu beachten, dass das Druckverfahren nicht für zu kleine (max. 50-100 Stück), aber auch nicht für zu hohe Auflagen (zig Tausende) geeignet ist.
Die Druckform oder Druckklischee sind aus Metall, damit sie dem starken Druck standhalten. Aber auch das hat Grenzen – in der Auflagenhöhe.
Das Druckverfahren arbeitet ohne Rasterpunkte (Offset- und Digitaldruck haben Raster). Ein klassisches Hochdruckverfahren, wie wir es vom Linolschnitt kennen. Das Motiv wird aus dem Metall geätzt und die Farbe haftet dann an den erhabenen Stellen.
Die Druckform wird dann in einer Maschine platziert und die Farbe wird mit Druck auf das Papier übertragen. (Deshalb auch saugfähiges und voluminöses Papier!). Dies geschieht entweder manuell mit einer Handpresse oder automatisch mit einer Druckmaschine.
Für den ganzen Prozess benötigt man viel Geduld und handwerkliches Geschick. Zumal die Maschinen oft aus den 60er Jahren stammen und vieles noch per Hand eingestellt werden muss. Man braucht ein gewisses Gespür für den Druck, das Papier und den Farbauftrag.
Eines der wichtigsten Merkmale von Letterpress ist, dass es ein sogenanntes „Reliefdruckverfahren“ ist, bei dem die Druckform tatsächlich in das Papier geprägt wird. Bei diesem Druckvorgang wird also parallel geprägt und gedruckt.
Der Wunsch nach Hochwertigem und Außergewöhnlichem liegt zurzeit im Trend. Für Qualität wird mehr Geld auszugeben. Zum einen um sich von der Masse abzuheben, aber auch um entgegen dem digitalen Trend wieder mehr haptische Erlebnisse zu kreieren. Denn jeder kennt es aus eigener Erfahrung, haptische Erlebnisse bleiben länger im Gedächtnis und wer wirft schon mit Liebe gedruckte Erinnerungen gerne weg.
Tipps für Grafikdesigner
Dieses Druckverfahren ist kein Vierfarbdruck und genau deshalb müssen die Vorlagen individuell erstellt werden. Das Druckbild wird in das Papier geprägt, weshalb die Druckvorlage wie eine Stanzform anzulegen ist.
- Letterpress eignet sich für hochwertige, luxuriöse oder elegante Optik. Wie ein individuelles Schmuckstück oder ein maßgeschneiderter Anzug. Es ist eben etwas Besonderes und kostet entsprechend mehr als ein Standarddruck.
- Plane Zeit ein, Letterpress geht nicht Overnight. Meiner Erfahrung nach 10 Werktage.
- Prüfe vorab das Papier, dass du verwenden willst. Frag deinen Drucker, mit welchen Papieren er arbeitet und kläre mit dem Kunden vorab das Material ab (Baumwollpapiere eigenen sich hervorragend).
- Das Format nicht über DIN A3 wählen
- Du kannst Text und Grafiken kombinieren, wichtig ist aber, dass sie auch mit nur einer Farbe funktionieren, also Schwarz-Weiss und dass es Vektorgrafiken sind (wegen der scharfen Kanten, wie bei einer Stanzform).
- Die Druckerei braucht ein PDF.
- Die Vorlage muss mit Sonderfarben angelegt sein (normalerweise Pantone oder HKS) genauso wie bei einer Stanzform. Farben müssen Vollton, also 100% Deckkraft haben (keine 5% Deckkraft).
- Möchtest du 3 Farbdruck oder eine Prägung + Druck, dann muss jede Farbe als Sonderfarbe angelegt sein und jede Farbe am besten auf eine eigene Ebene positionieren.
- Achte darauf, dass die Farben nicht übereinander drucken, die untere Farbe wird ansonsten von der zuletzt gedruckten Farbe überdruckt. Sprich vorab mit dem Drucker.
- Beachte, der Druck ist dreidimensional. Wenn du die Rückseite noch im normalen Druckverfahren bedrucken willst, dann sollte dies vorher passieren. Frag deine Druckerei nach dem Ablauf.
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