Selbstbewusstsein im Design-Business

selbstbewusstsein

Weder in meiner Ausbildung noch im Studium wurde das Thema behandelt: Selbstbewusstsein im Design-Business. Wir hatten neben Gestaltungs- und Designfächern, Kunstgeschichte, Markenrecht, Semiotik, Betriebswirtschaft und Marketing, aber kein Fach, in dem man lernt sich selbst nach außen zu präsentieren. Irgendwie schade, denn gerade das ist so wichtig als Kreativer zu können. 

Warum selbstbewusstes Auftreten, die Arbeiten gekonnt präsentieren und überzeugt zu argumentieren so wichtig ist, habe ich erst in der Praxis gelernt. Dabei ist es existentiell, seine Kreationen selbstbewusst nach außen zu tragen.

Als angestellte Designerin hatte ich genug Selbstvertrauen in meine Kreativität und meine Arbeit. Ich musste mich aber bei keiner Präsentation in die erste Reihe stellen, dafür gab es spezielle Kollegen, die das um Welten besser konnten.

Aber seit dem Moment der Selbstständigkeit war das ein großes Thema für mich.

Neben Präsentationen meiner Entwürfe vor der Kundschaft kam auch die Akquise und Sichtbarkeit meines Unternehmens hinzu. Aber als Designerin möchte man ja nur „designen“ und nicht nach außen treten und das Kreierte verkaufen müssen. Geschweige denn Kaltakquise betreiben!

Start ins Design-Business

Lange Zeit glaubte ich, dass es Menschen gibt, die einfach dazu geboren sind, in der ersten Front zu stehen. Und genauso gibt es Menschen, die lieber in der zweiten Reihe stehen und im Hintergrund arbeiten.

Zu dieser zweiten Sorte gehörte ich auch sehr lange.

Und ich habe es mir immer eingeredet, dass sich ein Designer lieber auf die Gestaltung und das Design konzentriert und deshalb ungern nach außen präsentiert. Das ist halt so bei Kreativen.

Spoiler: Alter Glaubenssatz!

Bis ich mich mit den sozialen Medien auseinandergesetzt habe und mich mit meiner medialen Sichtbarkeit konfrontierte. Manno. Wie oft musste ich die Komfortzone verlassen…

Wenn ich an die Anfänge meiner Selbstständigkeit zurückdenke, kamen Aufträge nur durch Empfehlungen. Schnell hatte ich einige feste Kunden und versucht das Thema Akquise zu verdrängen.

Man findet immer zig Ausreden:

  • Ich habe keine Zeit, viel mehr könnte ich auch nicht bewältigen
  • Ich weiß gar nicht, wo anfangen
  • Die eigene Webseite muss die Kreativität zeigen (NEIN: Sie muss die Fragen der Wunschkunden beantworten)
  • Ich habe keine ansprechenden Bilder von mir
  • Es fehlt das Geld für externe Dienstleister, also mache ich es selbst – das braucht Zeit (vielleicht wenn mal zwischen zwei Projekten Zeit ist)

Doch nach und nach spürt man, dass die Art der Neukundenakquise durch Empfehlung keine gute Basis für das eigene Business ist.

Zum einen kann man sich die Aufträge nicht aussuchen – man nimmt, was angefragt wird – und zum anderen beschäftigt man sich dadurch nie mit der eigenen Unternehmensstrategie.

Mein Design-Alltag

Erst wenn die Projekte langweilig werden, es an kreativer Herausforderung mangelt oder die ersten Kunden gesättigt sind, dann fängt man an sich zu bewegen. Muss sich bewegen!

Ich empfand es im Laufe der Zeit sogar als Nachteil, nur Kunden über Empfehlungen zu bekommen.
Weil sich dadurch ein Bauchladen an Dienstleistungen in meinem Portfolio ansammelte.

Und das stärkt nicht gerade das eigene Selbstvertrauen.
Auch lobende Worte der Kundschaft helfen dabei nur bedingt.

Ich musste also lernen, dass du als Selbstständiger absolutes Selbstvertrauen haben solltest und sich dadurch dein Selbstbewusstsein entwickelt.

Was ist starkes Selbstbewusstsein?

Laut Definition ist Selbstbewusstsein das Bewusstsein (des Menschen) von sich selbst als denkendem Wesen. Überzeugt zu sein von seinen Fähigkeiten, von seinem Wert als Person. Und das drückt sich dann durch selbstsicheres Auftreten aus.

Ist das wirklich so?

Was ist für mich ein selbstbewusster Mensch?

Früher verstand ich unter selbstbewusste Menschen, solche, die

  • selbstsicher Auftreten
  • sich selbst gut verkaufen können
  • um keine Antwort verlegen sind
  • sich gerne mal in den Vordergrund drängeln
  • eine klare Meinung haben
  • die wissen möchten, was andere über sie denken

Tief in meinem Inneren, in meinem Umfeld und im Freundeskreis habe ich dann analysiert und beobachtet. Dabei festgestellt, was genau selbstbewusste Menschen mitbringen.

Es waren Personen, die

  • gut zuhören konnten
  • Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten haben
  • sich getraut haben etwas Neues auszuprobieren
  • Ihre Fehler oder Fails auch offen teilen
  • sich nicht verstellt haben und die Erwartungen anderer erfüllen wollen
  • auch ihren Kritikern gegenüber wertschätzend sind
  • unauffällig einen Raum betraten, den sie dann aber umso mehr mit ihrer Aura füllten
  • sich selbst nicht wichtig nehmen
  • anderen mit Respekt begegnen
  • die Dankbarkeit zeigen
  • die „Weise“ sind und ihre Meinung nicht einfach in den Raum werfen

Selbstbewusstsein im Design-Business

Im Laufe meiner Angestelltenzeit habe ich sowohl in Printagenturen als auch für Onlineagenturen gearbeitet. Und dabei habe ich im Kreativbusiness zwei typische Kreativ-Charaktere kennengelernt. (Natürlich gab es auch welche dazwischen, die hier aber keine Rolle spielen)

Designertyp 1

(das war ich)
Die Introvertierten, die gerne leise sind – dem Kunden genau zuhören und Kritik auch gerne persönlich nehmen. Das nagt dann am Selbstbewusstsein und führt unwillkürlich zu Selbstzweifel über das eigene Können. Sie arbeiten im Stillen und präsentieren viel zu viele Entwürfe. Sie möchten ihre Kunden zu 100 % von ihrer Kreativität überzeugen. Die Aufgabe wird übererfüllt, vor lauter Angst, möglicher Kritik.

Designertyp 2

Die Extrovertierten und die „Lauten“, die ihre Ideen gleich als ultimative Knaller durch die Agentur posaunen und auch an manchen Tagen in Selbstverliebtheit schwelgen. Wenig reflektiert sind und die Kreativtruppe auf Trab halten.

Liebend gerne eine Diskussion anzettelten, aber auch für gute Stimmung im Team sorgen und überhaupt – nie eines Wortes verlegen waren. Das waren dann auch diejenigen, die in der Präsentation in vorderster Reihe standen und dem Kunden alles verkauft hätten (auch schlechte Ideen als DIE ultimative Kampagne gepriesen haben). Puhh, da wurde mir in der zweiten Reihe oft schwindelig.

Ich habe gelernt, dass beide Designertypen kein Selbstbewusstsein haben, nur zeigte sich das auf unterschiedliche Art und Weise.

Kann man Selbstbewusstsein lernen?

Angefangen habe ich damit, mich selbst zu fragen, wann ich mich das letzte Mal selbstbewusst gefühlt habe. Und dabei kamen Themen zutage, die mich überrascht haben

  • Im Familienumfeld, also in einer Umgebung, die mir vertraut ist
  • Wenn ich so sein darf wie ich bin
  • Wenn mir etwas leicht von der Hand geht
  • Bereiche, die Fachwissen erfordern, die man mit Fakten belegen kann
  • Wenn ich eine innere Ruhe und Gelassenheit habe

Doch wie schaffe ich es, dieses Gefühl der Sicherheit, Geborgenheit und des Vertrauens in mein Business zu transferieren?

Ja, ich war überzeugt davon, dass es funktioniert.
Allerdings nicht durch das Lesen eines Buches, sondern durch tägliche praktische Übungen.

Meine 5 Tipps für mehr Selbstbewusstsein im Design-Business

Und so habe ich mich die letzten 2 Jahre damit beschäftigt und Schritt für Schritt an mir gearbeitet. Im ersten Schritt kämpfte ich mit der Sichtbarkeit durch meine eigene Webseite. Meinen Perfektionismus durfte ich hier ablegen.

Die nächste Sichtbarkeits-Stufe war für mich die Nutzung sozialer Medien. Um diese hatte ich bisher einen weiten Bogen gemacht. Denn dort wird es doch persönlich und du zeigst regelmäßig, was du tust, denkst und wofür du stehst. Aber es führt kein Weg daran vorbei. Sie sind wichtig, denn nur so können potenzielle Kunden auf dich aufmerksam werden und dich kennenlernen.

Und jetzt schaffe ich es sogar, mit Leichtigkeit in einem Podcast aufzutreten, Interviews zu geben sowie meine Preise und Entwürfe stolz und selbstbewusst zu präsentieren.

Ich vertraue mir. Alles beginnt mit der Selbstliebe.

Und hier meine Tipps, wie ich mich dem angenähert habe:

  1. Liebe dich und deine Arbeit, egal was andere darüber denken.
  2. Vertraue in deine Fähigkeiten und dein Können, dadurch erhältst du mehr Selbstsicherheit und Selbstvertrauen.
  3. Unterdrücke nie deine Zweifel und Ängste, sie sind ganz normal. Ergründe lieber, woher die Unsicherheit kommt.
  4. Nehme Kritik nie persönlich. Es gibt viele andere Gründe, warum dem Kunden deine Arbeit nicht gefällt oder er einen anderen Designer wählt.
  5. Überlege dir: Was macht mich einzigartig?

Und wenn du das verinnerlicht hast, dann wirst du automatisch den Perfektionismus ablegen. Auch wenn ich einen hohen Anspruch an meine Kreativität habe, so ist meine Webseite und mein Corporate Content nie in Stein gemeißelt: Better done, than perfekt.

Wenn du dir auch mehr Selbstsicherheit und Selbstvertrauen im Designbusiness wünschst, dann kann ich dir mein Grafikdesign Gruppenprogramm empfehlen.

Hier lernst du, wie dein Selbstbewusstsein als Designer:in wächst und wie dir dein Designbusiness täglich Spaß und Freude bereitet.

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Weigle

Cornelia Weigle
Ich unterstütze Experten, Soloselbstständige & Arztpraxen dabei, ihre Expertise, die sie schon lange haben, visuell zu zeigen. Egal ob sie am Anfang stehen oder schon einige Jahre selbstständig sind. Wichtig sind die Geschichten, die in eine visuelle Strategie eingebettet werden, um daraus ein einzigartiges Marken- oder Logodesign zu kreieren. Denn wer will nicht einzigartig sein, sich aus der Masse hervorheben, sich abgrenzen - alles in allem - unkopierbar sein und in Erinnerung bleiben?

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