Warum du (k)ein Logo brauchst

Ab wann braucht man ein Logo
Kategorie: Corporate Design

Wusstet du, dass jeder Japaner sein eigenes Logo hat?
Ja, genau. Du liest richtig.

Das liegt daran, dass Japaner für alle offiziellen Dokumente einen ganz individuellen Stempel für ihre Verifizierung benötigen. Quasi das Pendant zu unserer westlichen Unterschrift. Diese Stempel sind fälschungssicher, da sie von öffentlicher Behörde verifiziert werden müssen.

Sicherlich hast du diese Art von Stempel schon auf Kunstwerken gesehen. Meist ein rotes Quadrat, ein Kreis oder ein längliches Oval mit uns unbekannten Schriftzeichen darin.

Und jetzt fragst du dich sicherlich, was solch ein Stempel mit einem Logo zu tun hat?

Ein Logo ist ganz profan gesagt ein Bildelement, das aus Zeichen und Symbolen besteht. Eine abstrakte, bildhafte Darstellung, die für etwas Komplexes steht – eine Art Repräsentant oder Stellvertreter.

Wir kennen solche Symbole oder Zeichen bereits aus dem Bereich der Religion. Sie symbolisieren gemeinsame Werte und geben uns ein Gefühl der Zugehörigkeiten.

Interessant wird es, wenn solchen Symbolen emotionale Eigenschaften zugeordnet werden, wie z. B. Liebe, Glaube oder Hoffnung (mehr dazu findest du im Blogartikel Symbole).

Setzt man solche Symbolik in der Wirtschaft ein, also als “Vertreter” für eine Person, eine Firma, eines Musiklabels oder eines Modelabel, dann spricht man von einem Logo. Denn es besteht meist aus mehreren Symbolen gleichzeitig. Wie solch ein Logo dann letztendlich aussieht, kommt auf den Einsatz und den Zweck an.

Ganz einfach könnte der Name in Form einer Handschrift als Logo funktionieren. Oder ein Fantasiename, der eine persönliche Note bekommt. So machen es viele Personen, Künstler, Parfümhersteller oder auch Modelabels.

Initialen

Die Nutzung der Anfangsbuchstaben ist auch sehr beliebt als Abkürzung eines Namens und gleichzeitig als abstraktes erstes Logo. Denn es bleibt schnell in Erinnerung und hilft dabei sich den Namen zu merken.

So hatte ich es vor 20 Jahren auch gemacht. Wir waren bei der Firmengründung zu dritt: haben den Begriff Corporate Communication gekürzt in CC und am Ende die Ziffer 3 hinzugefügt. (Übrigens werde ich dieses Jahr das CC3 nicht mehr als Logo nutzen. Es ist an der Zeit sich endlich davon zu lösen, da meine Firma reine Designdienstleistungen anbietet).

Handschrift und Initialen werden gerne bei einem Unternehmensstart verwendet. Wenn es noch keine Mitarbeiter gibt, das Unternehmen stark von den Gründern abhängt, noch nicht klar ist, ob die Gründungsidee auch wirklich funktioniert oder der Name auch wirklich passt. Es ist eine einfache und kostengünstig Lösung für ein Start-up.

Siegel und Signet

Eine andere Form von Logo wäre ein Siegel, diese Form ist dem klassischen Gütesiegel sehr ähnlich. 

Ein Siegel funktioniert als Stempelabdruck (siehe Kapitel »Der persönlichste aller Logos«) und vermittelt dadurch einen hohen formellen Qualitätsanspruch. Diese Form des Logos wird auch gerne als Produktlogo verwendet, da hier die Wiedererkennung und die Verifizierung des Originals im Vordergrund steht.

Wappen

Wappen bestehen aus einzelnen Symbolen, die aus verschiedenen Epochen zusammengesetzt werden, deshalb sind sie die kompliziertesten und aussagekräftigsten Symbole.  Im Zentrum steht das Wappen und die Symbole drumherum erzählen eine Geschichte der Herkunft und der Verbindungen. Nicht nur Familien, auch Länder, Universitäten und Städte haben solche Wappen.

Marken und Logos

Markenzeichen gab es schon vor Tausenden von Jahren. Sie dienten dazu, Herstellerangaben zu machen. Später veränderten die Zünfte diese Markenzeichen zu Warenzeichen. Sie kennzeichneten ihre Waren nicht nur, sondern gaben ihren Produkten einen persönlichen Touch.

In einem gut gemachten Logo werden mehrere Symbole verwendet und Bezüge zum Unternehmen hergestellt, z. B. dem Gründer, seinen Werten oder der Identität. Dazu werden dann noch Farben, Schriften oder Grafikelemente kombiniert.

Das Persönlichste aller Logos

Jedes Logo besteht aus Symbolen und in manchen Ländern werden anstelle von Buchstaben nur Schriftzeichen (visuelle Sprache) eingesetzt. Für die schriftliche Form der Kommunikation gibt es kein Alphabet, sondern Symbole, denen eine Bedeutung zugeordnet ist. Für uns Europäer etwas schwierig zu erlernen, da jedes Schriftzeichen nicht nur eine einzelne Bedeutung haben kann, sondern mehrere.

Und deshalb sieht solch ein Personenlogo, das auf einen Stempel passen muss, auch etwas anders aus als Logos, die wir von Unternehmen kennen.

Der japanische Stempel Hanko

Der Hanko Stempel besteht aus Kanji-Symbolen. Als Kanji bezeichnet man Schriftzeichen chinesischen Ursprungs, die in die japanische Sprache übernommen und adaptiert wurden. Im Gegensatz zu unseren Buchstaben kann ein Kanji Schriftzeichen gleich ein ganzes Wort, ein Teil eines Wortes oder eine bestimmte Bedeutung innehaben.

Deshalb machen sich japanische Eltern große Gedanken darüber, wie ihr Kind heißen soll. Denn der Name bekommt dadurch eine tiefere Bedeutung.  z. B. mein Namenskürzel von Cornelia “NELE“ wird in Kanji-Symbole folgendermaßen übersetzt. Für NE und RE werden Kanji ausgewählt (in Japan gibt es kein L – man nutzt dann ein R). So gibt es für NE drei verschiedene Kanji.

NE (nei)

音 sound, Botschaft von Gott

寧 Gelassenheit

寝 Schlafen

 

japanischer stempel kanji gelassenheit

Gelassenheit

und für LE (Lei) gibt es 5 verschiedene Kanji

澪 Quelle des heilige Wassers

令 Gottes Anweisungen

礼 Mannar

玲 Jade(Edelstein)

伶 Schauspieler, Musiker

麗 Schönheit, elegante

japanischer stempel kanji quelle

Quelle des heilige Wassers

Kombination der Schriftzeichen

Je nachdem, welche Kanji man kombiniert, entsteht eine andere Bedeutung. Und deshalb ist es wichtig, welchen Namen man seinem Kind gibt. Es ist quasi eine Art Lebensmotto, welches mit auf den Weg gegeben wird.

Übrigens: Dieser jitsuin oder das formelle Logo funktioniert auch für Firmen. Denn der Stempel dient als offizielles Zeichen anstelle einer Unterschrift. Neben dem jitsuin gibt es noch einen Namensstempel Mitomein, der aber nur für private Zwecke verwendet wird und nicht registriert wird.

stempel cornelia

寧 澪 Ne(i)Re(i) > Nele

Es gibt Meinungen, dass Logos überbewertet sind. Ein Logo ist nicht der einzige Faktor, der dazu beiträgt, dass ein Unternehmen erfolgreich ist, und dass andere Aspekte wie der Service, die Produktqualität und die Marketingstrategie ebenso wichtig sind.

Das Logo als Bestandteil des Brandings

Weihnachten ist dafür das beste Beispiel: Branding funktioniert auch ohne Logo. Oder kennst du ein einzelnes Symbol, welches für Weihnachten steht?

Es sind viele Symbole und Bilder, die das Fest Weihnachten symbolisieren. Sie funktionieren nicht einzeln, sondern wie bei einem Logo im Zusammenspiel. Aber im Gegensatz zu einem Firmenlogo sind an Weihnachten Storys und Farben das wesentliche Brandinginstrument.

Das gelingt nur, weil eine alte Tradition immer wieder weitergegeben wurde. Viele Geschichten haben sich im Laufe der Jahrhunderte gebildet, die dabei helfen, die wesentlichen Emotionen und Gefühle zu transportieren.

Ein gut gestaltetes Logo ist also keine Garantie für den Erfolg eines Unternehmens und es reicht auch nicht aus, um Kunden anzuziehen und zu halten.

Vielleicht kann man sagen, je länger ein Unternehmen am Markt ist, desto weniger präsent kann ein Logo sein.

Ein Logo für mehr Sichtbarkeit und Abgrenzung

Hingegen steht bei einem Unternehmen in den ersten Jahren die Sichtbarkeit im Vordergrund. Es ist weitaus einfacher, mithilfe eines beständigen Logos Botschaften zu transportieren.

Denn ein einfaches, prägnantes Logo bleibt schneller im Gedächtnis haften und spielt deshalb eine wichtige Rolle bei der Schaffung einer starken Marke und zur Abgrenzung vom Wettbewerb. Ein Logo, das einzigartig, erkennbar und leicht zu erinnern ist.

Aufgaben eines Logos

Ein gutes Logo sollte folgende Funktionen und wichtige Anforderungen erfüllen:

  1. Identität: Ein Logo sollte die Identität eines Solopreneurs oder eines Unternehmens oder einer Organisation widerspiegeln und sich so von seinen Wettbewerbern abheben.
  2. Erkennbarkeit: Ein Logo sollte leicht erkennbar sein und einen hohen Wiedererkennungswert haben.
  3. Botschaft: Ein Logo sollte eine Botschaft oder eine Geschichte transportieren, die die Marke repräsentiert.
  4. Flexibilität: Ein Logo sollte in verschiedenen Formaten und auf verschiedenen Medien verwendet werden können, einschließlich Druck, Online und soziale Medien. Sowohl der Einsatz im Querformat als auch im Hochformat müssen reibungslos funktionieren. Man nennt dies Responsiv. (Querverweis zu Blogartikel).
  5. Zeitlosigkeit: Ein Logo sollte nicht an eine bestimmte Zeit oder einen Trend gebunden sein und nicht schnell veraltet wirken.
  6. Einfachheit: Ein Logo sollte wie ein Symbol oder Zeichen einfach und leicht zu erinnern sein, damit es leicht erkannt werden kann.
  7. Professionalität: Ein Logo sollte professionell aussehen und die Seriosität und Glaubwürdigkeit eines Unternehmens unterstützen.
  8. Einzigartigkeit: Ein Logo sollte einzigartig sein und sich von anderen Logos unterscheiden, um die Marke und die Unternehmen von anderen abzugrenzen. Was wiederum etwas mit der Zeitlosigkeit zu tun hat. Logo-Trends zu folgen, sollte gut überlegt sein.

Ein Logo ist nicht nur ein Schmuck- oder Designelement, dass eine Firma nach außen trägt. Es ist ein Stellvertreter, wenn die reale Person nicht anwesend sein kann oder wenn eine Firma aus mehreren Personen besteht.

Sowohl kleine und mittelständische Unternehmen, Non-Profit-Organisationen und Regierungsbehörden, als auch Einzelpersonen, die Dienstleistungen anbieten, können von solch einem Logo profitieren.

Doch wer braucht wirklich ein Logo?
Hier kannst du prüfen, ob du (k)ein Logo brauchst:

Unternehmen

Du hast ein Unternehmen mit mehreren Mitarbeitern.

>> Dann solltest du auf jeden Fall ein bildhaftes Symbol kreieren lassen.

Warum?

Es ist ein wichtiges Element des Brandings im Zusammenspiel mit den anderen Faktoren: Werte, Sprache, Bildwelt und Botschaften (Claim, Slogan) – eben alles, was zum immaterielle Wert einer Firma gehört. Ein Logo kann viele Aufgaben erfüllen, die für ein Unternehmen im hilfreich sind und dir Zeit und Geld sparen. Siehe weiter oben.

Selbstständige A

Du bist ein Selbstständiger, möchtest NICHT mit deinem Namen nach außen auftreten und bleibst lieber im Hintergrund, möchtest deine Privatsphäre schützen.

>> In diesem Fall macht ein abstraktes Logo Sinn.

Selbstständige B

Du bist ein Selbstständiger, möchtest mit deinem Namen nach außen auftreten wie Künstler oder Kreativschaffende.

>> In diesem Fall steht dein Name im Mittelpunkt. Ein Name kann auch die Funktion eines Logos übernehmen. So machen es z. B. viele Arztpraxen und Architekten. Allerdings sollte man bedenken, dass bei einem späteren Verkauf der Praxis oder der Firma ein personenbezogenes Logo weniger Wert ist oder ein Inhaberwechel mit mehr Marketingaufwand einher geht. 

Start-ups

Du bist als Selbstständige:r oder Unternehmer:in, aus der Startup-Phase herausgewachsen und hast dich klar am Markt positioniert.

>> Dann wäre ein Logo hilfreich, für die Skalierung deines Unternehmens. Du kannst es leichter bewerben und eine bessere Präsenz aufbauen.

Freie Berufe

Du bist Freiberufler

Es gibt auch Situationen, in denen ein Selbstständiger grundsätzlich kein Logo benötigt. Zum Beispiel, wenn er hauptsächlich freiberuflich arbeitet und seine Dienstleistungen direkt an Kunden verkauft, ohne sich auf Marketing oder Werbung zu verlassen.

>> Alles geht über Empfehlungen, dann brauchst du definitiv kein Logo.

Fazit

Als Start-up braucht man nicht zwingend von Anfang an ein Logo und schon gar kein Logo, welches die gleichen Anforderungen erfüllen muss wie ein Logo für ein Unternehmen, dass schon 5 Jahre am Markt ist.

Es kann jedoch sinnvoll sein, ein erstes Logo zu erstellen, sobald ein Selbstständiger plant, seine Dienstleistungen oder Produkte auf eine größere Skala zu verkaufen, zu bewerben und eine online Präsenz aufzubauen. Also, wenn er sich klar positionieren kann.

Ein Logo kann dann helfen, die Marke zu etablieren und die Erkennbarkeit zu erhöhen, was wiederum dazu beitragen kann, potenzielle Kunden anzuziehen und die Glaubwürdigkeit und Seriosität des Unternehmens zu unterstützen.

Checkliste für die Logogestaltung:

  1. Farbigkeit: Logos müssen sowohl 1 farbig als auch 4 farbig funktionieren.
  2. Skalierbarkeit: Logos müssen auf einen Kugelschreiber passen, aber auch auf einem Gebäude oder einer Messewand funktionieren. Hierfür sollten 3 Größen-Versionen gemacht werden S, M und L sowie im Hoch- und Querformat funktionieren.
  3. Dateiformate: Ein Logo sollte sowohl in Vektorformat (EPS)  als auch im Pixelformat (PNG) dem Kunden ausgeliefert werden.
  4. Farben: Die Farbwahl ist ein individueller Auswahlprozess. Am Ende sollten die Farben des Logos sowohl mit CMYC als auch in RGB Werten vorhanden sein. Am besten wäre noch einen passenden Wert in einer Sonderfarbe wie Pantone.
  5. Verläufe: Vermeide Verläufe im Logo, da diese nur in den Onlinemedien gut funktionieren. Der Digitaldruck und manche Papiere haben Schwierigkeiten, diese sauber wiederzugeben.
  6. Schriften: Nutze Schriften, die einen starken Eigencharakter haben. Standardschriften sind zwar zeitlos, aber auch langweilig und unterstützen die Einprägsamkeit nicht.
  7. Einfachheit: Ein Logo muss mit dem Fuß in den Sand gemalt werden können, dann hat es die Grundvoraussetzung der Einfachheit und Einprägsamkeit. Ich finde, es reicht auch, wenn man es mit einem groben Pinsel aus der Erinnerung heraus zeichnen kann.

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Cornelia Weigle

Cornelia Weigle
Als Grafikdesignerin habe ich mich auf Markendesign, visuelles Branding und Storytelling spezialisiert. Mein Design-Prozess spielt mit den Prinzipien der japanischen Ästhetik, die ich durch kreative Methoden-Boxen zu einem Design OUTSIDE THE BOX verbinde. Das bedeutet, abseits des Standards zu denken und das Besondere herauszuarbeiten. Gerne arbeite ich mit Businessfrauen und Unternehmen zusammen, denen ich mit ihrem Design Selbstvertrauen und eine starke visuelle Präsenz gebe.

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