Warum ich Papier liebe!

Verschiedene Papiersorten
Kategorie: Design Wissen

Seit Jahren sammle ich besonders schöne Bücher, Magazine, Verpackungen, Grußkarten, Visitenkarten oder Werbemittel, die mir auf vielfältige Art und Weise ins Auge stechen, mich berühren oder eine emotionale Botschaft senden.

Ist es nicht wunderbar, ein altes Kochbuch in Händen zu halten, das eine Geschichte erzählt? Eine persönliche, handgeschriebene Einladungskarte aus dem Briefkasten zu fischen oder ein Buch zu öffnen und zwischen den Papieren zu blättern und Botschaften entdecken. Mich packt immer die Neugier, wenn ich ein besonders schönes Objekt in den Händen halte. Dann möchte ich es gleich mit allen Sinnen erkunden – wie ein kleines Kind.

Ich frage mich dann, geht das nur mir so oder gibt es auch andere Menschen, die denselben Effekt verspüren, sobald sie Papier in Händen halten?

7 Gründe warum ich Papier liebe

Papiere können eine eigene Geschichte erzählen

Es gibt ca. 3000 Papiersorten auf der Welt und jedes Papier hat einen anderen Zweck und andere Eigenschaften. Sucht man ein gutes Papier für „Tuschmalerei“ muss man sich dieses schon aus Fernost besorgen. Denn das Malen mit Tusche kommt aus dem asiatischen Raum. Möchte man ein Papier mit starkem Bezug zur Nachhaltigkeit, dann kann man sich unter den vielen europäischen Recyclingpapieren umsehen. Neben der Herkunft spielt aber auch das Material eine wichtige Rolle.

Ein Papier aus frischem Zellstoff sieht völlig anders aus und riecht auch anders als recyceltes Papier. Papiere aus Meeresalgen riechen nach Meer, Papiere aus Lavendel oder Apfel (Reste der Maische) duften nach ihrem Ausgangsmaterial. Graspapier riecht nach Heu und Silphiepapier oder Hanf riechen nach Stroh und haben Materialeinschlüsse. Steinpapier (ja, das gibt es auch!) hat eine glatte Oberfläche und ist wasserfest.
Schon an der Optik und dem Geruch von Papier kann man ihre Herkunft bestimmen und die Aussage der Drucksache unterstreichen.

Papier kann auch ein Statement setzen

Im Rahmen der Diskussion um Nachhaltigkeit, ist Papier die erste Wahl. Es ist ein nachwachsender Rohstoff und kann bei guter Pflege ziemlich alt werden. Das Diamant-Sutra Buch aus China ist Experten zufolge das älteste Buch der Welt. Es ist ca. 1145 Jahre alt und somit ganze 600 Jahre älter als die Gutenberg-Bibel. Dahingegen sind unsere digitalen Dateiformate nur sehr kurzlebig. Ich habe noch eine alte Diskette, deren Inhalt ich leider nicht mehr lesen kann, da das Abspielgerät dafür nicht mehr existiert. Mit Sicherheit wird auch kein Dateiformat 50 Jahre überleben, oder? Was passiert dann mit der Information – geht sie verloren?

Frischfaser versus Recycling (Blauer Engel): Papier kann auch als Botschafter für Umweltschutz und dem ressourcenschonenden Umgang mit der Natur eingesetzt werden. Laut Bundesumweltamt setzte die Papierindustrie im Jahr 1990 ca. 49 Prozent Altpapier ein, im Jahr 2019 schon 78 Prozent. Deren Herstellung benötigt nur etwa die Hälfte an Energie und 1/3 Drittel der Wassermenge im Vergleich zu Frischfaserpapier. Altpapier kann vier bis sechs mal wiederverwendet werden! Erst dann sind die Fasern unbrauchbar für die Papierproduktion. Sie werden dann als Düngemittel oder Baumaterial weiter verwendet. Noch ein Vorteil: Der Rohstoff ist schon vorhanden und muss nicht importiert werden.

Papiere lassen sich vielfältig bearbeiten und einsetzen, um eine Botschaft begreifbar zu machen

Die Stärke eines Papieres reicht vom Bibelpapier (Dünndruckpapier / Seidenpapier, das fast durchsichtig ist und nur 8g/m2 wiegt bis hin zu einem Aktendeckel der 600g/m2 wiegt. Bei richtiger Auswahl kann es den Inhalt der Botschaft verstärken oder wie bei einer Bibel viel Information auf wenig Raum komprimieren.

Papiere können zu Verpackungen gefalzt und geformt werden und so einem Produkt den passenden Präsentationsraum bieten. Sie können zu Büchern gefaltet und gebunden werden, um Informationen anschaulich und schmackhaft zu präsentieren und leichter zu vermitteln. Durch die Bearbeitung der Oberfläche – Prägen oder Stanzen – kann ein Detail hervorgehoben werden. Die Möglichkeiten sind schier unendlich.

Die Welt der Papiere ist bunt

Je nach Ausgangsmaterial und Herstellungsprozess können Papiere unterschiedliche Basisfarben haben und so andere Eindrücke vermitteln. Ein und dasselbe Motiv auf unterschiedlichen Papieren gedruckt, transportiert unterschiedliche Aussagen.

So ist weiß ist nicht gleich weiß! Hochweiß, perlfarben, beige oder creme – es gibt so viele Bezeichnungen dafür. Im Druckbereich wird deshalb der Weißegrad oder Grad der Weißheit eines Papiers mit dem CIE-Wert angegeben. Je höher der Wert, desto stärker reflektiert das Licht auf dem Papier.

Spätestens wenn ein Personen-, Lebensmittel- oder ein Produktbild auf ein weißes Papier gedruckt wird, ist es wichtig diesen Wert zu kennen. Ein Gesicht auf einem hochweißen Papier wirkt kühl, wohingegen ein Personenbild auf beigefarbenem Papier wärmer bzw. angenehmer empfunden wird. Eine Erdbeere verliert an Brillanz, wenn der Untergrund einen Gelbton hat. Die Wahl der passenden Papierfarbe ist somit auch eine Botschaft.

Ein graues Papier bedeutet nicht automatisch Recyclingpapier (wie wir es aus unserer Schulzeit kennen). Durch die Nutzung von öl-freien Druckfarben kann im Recycling Prozess wieder ein weißer Papier-Grundton erreicht werden.

Bunte Papiere werden in der Regel mit Pigmenten eingefärbt, um so Druckfarbe zu sparen und einen besonderen Hingucker-Effekt zu erzielen. Sie wirken besonders toll als Titelblatt, Verpackung oder als Karte, insbesondere wenn man mit Prägungen, Stanzungen oder 1-farbigem Druck arbeitet. Genial für besondere Botschaften.

Papier ist haptisch erlebbar

Fühlt es sich kalt oder warm an? Ist es glatt oder rau? Eine Papieroberfläche kann durch das Ausgangsmaterial, den Herstellungsprozess und die Verarbeitung sehr unterschiedliche Oberflächen bekommen. Ein handgeschöpftes Papier fühlt sich weich an, wohingegen ein Bilderdruckpapier hart wirkt.
Es fühlt sich immer anders an, jedes Papier hat seine eigene Struktur und Oberfläche. Gefühl ist ein zusätzlicher emotionaler Faktor, den Texte oder Bilder nicht transportieren können.

Von Hand beschriebenes Papier zeigt Wertschätzung

Egal ob gedruckt oder von Hand beschrieben, Papier kann persönliche Aufmerksamkeit, Einzigartigkeit, Motivation, Freude oder Anteilnahme vermitteln. Eine persönliche Karte zum Geburtstag, eine selbstgemachte Einladungskarte können beim Adressaten ein Lächeln ins Gesicht zaubern und ihn kurz aus den alltäglichen Gedanken holen. Eine Karte als Dankeschön kann eine einfache, simple Geste sein, die aber gezeigt, dass die Zusammenarbeit Freude bereitet. Freude, die man mit anderen teilt.

Je individueller die Botschaft, desto länger bleibt sie in Erinnerung. Hier findest du meine Tipps zu individuellen Grußkarten.

Papier strahlt Ruhe aus

Papier ist für mich ein Ruhepol. Erst wenn ich es anfassen und bewegen, erhalte ich die Informationen. Es buhlt nicht um meine Aufmerksamkeit, blinkt und schreit mich nicht an „mach was mit mir! Schau wie toll ich bin!“ Ich entscheide, wann ich die Information konsumiere. Sie läuft ja nicht weg oder verschwindet im Nirwana, wie ein Post in den Sozialen Medien.

Das sind meine Papier-Momente, die in Erinnerung bleiben.

 

Beitragsbild: Papier mit Fußabdruck von Sylvia Lerch

Weigle

Cornelia Weigle
Ich unterstütze Experten, Soloselbstständige & Arztpraxen dabei, ihre Expertise, die sie schon lange haben, visuell zu zeigen. Egal ob sie am Anfang stehen oder schon einige Jahre selbstständig sind. Wichtig sind die Geschichten, die in eine visuelle Strategie eingebettet werden, um daraus ein einzigartiges Marken- oder Logodesign zu kreieren. Denn wer will nicht einzigartig sein, sich aus der Masse hervorheben, sich abgrenzen - alles in allem - unkopierbar sein und in Erinnerung bleiben?

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