Papier ist nicht gleich Papier, es lebe die Papiervielfalt

Cornelia unter einer Platane
Kategorie: Design Wissen

Das Angebot ist so reichhaltig, das die Papiervielfalt für einen Laien nicht zu durchschauen ist.
Jeder, der schon einmal ein Druckprojekt machen wollte, kennt das Problem. Er steht am Anfang vor einem Berg an Fragen: Welches Papier ist umweltfreundlicher? Welches Papier eignet sich für meinen Zweck?

Letztendlich entscheidet mach sich: Entweder man wählt das Papier nach der Optik aus oder nach den Zertifikaten. Doch auch da fängt die Qual der Wahl an.

Als Grafik Desiger sollte ich aber immer in der Lage sein, meine Kunden diesbezüglich zu beraten. Hier ist ein kleiner Überblick meiner Erfahrungen der letzten Jahre. Ich habe mich auf 5 ausgefallene, aber im Moment sehr trendige Papiere konzentriert.

Sie stellen für mich eine Gruppe von Papieren dar, die ohne oder aus weniger frischem Zellstoff bestehen. (Natürlich gibt es noch mehr Papiersorten, auf die ich aber hier nicht eingehen kann)

Gras, Hanf-, Stein-, Silphie- oder Recyclingpapiere, alle haben den Anspruch Zellstoff einzusparen und dadurch nachhaltig zu sein. Sie legen bei der Produktion auf unterschiedliche Aspekte Wert:

  • regionale Produktion
  • geringe Transportwege
  • geringerer Wasserbedarf
  • Einsparung an Rohstoffen
  • Kreislaufdenken

Hauptbestandteil von heutigem Papier ist die Cellulose, die aus Pflanzenfasern und Hölzern gewonnen wird. (bis auf das Steinpapier!). Deshalb habe ich mich auf die Suche gemacht, welche Alternativen es noch gibt, um dem Import von Zellstoff zu reduzieren. Dabei bin ich auf diese 5 Papiere gestoßen.

Hanf Papier

Mit diesem Papier möchte ich 2022 meine Weihnachtskarten machen. Es hat eine lange Tradition und wurde bereits vor 2000 Jahre in China für die Papierherstellung verwendet.

Mein Favorit ist das Hanfpapiere der Papierfarbik Gmund. Das Papier besteht aus unterschiedlichen Anteilen von Hanffasern zwischen 35 und 100%, je nach Einsatz und Optik. Da die Fasern nur von den männlichen Hanfpflanzen gewonnen wird

Im Gegensatz zum Hanfzellstoff muss der Holzzellstoff chemisch aufbereitet werden.

Ein weiterer Vorteil für die Nutzung von Hanfpapier.
Es ist zwar teurer, aber wenn man es einmal „befühlt“ hat, möchte man damit unbedingt ein Projekt machen. Es fühlt sich nicht nur hochwertig an, es sieht auch so aus, so dass man allein das Papier nicht wegschmeißen möchte.

Nachdem der Hanfzellstoff im 19 Jahrhundert durch den günstigere Holzzellstoff verdrängt wurde, bekommt er jetzt wieder etwas mehr Bedeutung als hochwertiges und nachhaltiges Papier.

»Betrachtet man Holz und Hanf auf der gleichen Nutzfläche, so gewinnt man ungefähr 5 mal mehr Papier aus Hanf. Dieser wächst in 120 Tagen zu einer Höhe von 4 Metern an und kann deshalb bis zu 3 mal im Jahr geerntet werden. Bäume brauchen ungefähr 80 Jahre bis diese für die Industrie nutzbar sind.«

Zitat aus WWF-Jugend

Silphie Papier

Das Silphie Papier, mein Lieblingspapier 2021, da es aus der Region stammt. Damit habe ich mein Weihnachtskartenprojekt umgesetzt.

Um die Geschichte des Papiers zu verstehen, muss man sich auch mit der Silphie Pflanze beschäftigen: Sie wird in der Landwirtschaft als Boden Verbesserer eingesetzt. Verbessert den Humusgehalt und liefert um die 10 Jahre lang Erträge ohne, dass der Boden bearbeitet oder gedüngt werden muss. Die Pflanze blüht im Sommer ähnlich der Sonnenblumenfelder. Die Faser der Donau-Silphie)werden in Biogasanlagen verarbeitet und als Abfallprodukt zur Papierherstellung. verwendet.

Das Papier besteht aus 30 bis 50 % aus dieser Silphiefaser. Der Rest ist Zellstoff.

Durch seine langen Fasern ist es meiner Meinung nach hervorragend für Verpackungen geeignet. Es ist stabil, stapelbar und für das Recycling bestens geeignet.

Es hat eine griffige Oberfläche und dunkle Optik. Wenn du mehr dazu lesen möchtest, findest du hier weitere Informationen.

Graspapier

Besteht aus ca. 30-50% Gras und recyceltem Papierzellstoff oder Frischfaser (Je nach Hersteller), wobei das Gras nicht von Weidewiesen stammt, sondern von Grünstreifen, die für die Futtererzeugung nicht geeignet sind.

Graspapier ist sehr stabil, weshalb ist es für Verpackungen sehr empfehlen kann. Man sollte sich aber vorab Muster zuschicken lassen, da die Papieroptik sehr starken Einfluss auf die Gestaltung hat. Zumindest sollte der Designer dies  bei der Gestaltung berücksichtigen.

Steinpapier

  • Steinpapier besteht aus Steinmehl, genauer aus Kalkstein und einem Harz.
  • Bei der Herstellung wird kein Wasser und kein Holzzellstoff Es ist mittlerweile auch cradle2cradle zertifiziert.
  • Es eignet sich für alles was reißfest und wasserabweisend sein soll – denn es ist auch waschmaschinenfest!
  • Es fühlt sich samtig an
  • Beim Recycling muss es in den Kunststoffabfall, nicht in die Papiertonne
  • Steinpapiere eignen sich nicht für Laserdrucker
  • Interessant ist der Einsatz für Tragetaschen, da sich das Steinpapier unter langer Sonneneinstrahlung wieder in seine Bestandteile auflöst – anders als Plastiktüten.

Recyclingpapier

Beginnen wir erstmal mit dem Irrglauben Nr.1. Recyclingpapiere sind grau.

Das war in den 80er Jahren. Heute gibt es zahlreiche Recyclingpapiere, die weiß sind. Mit geringen Fasereinschlüssen und etwas geringerem Weissgehalt des Papiers, aber so gut, dass ein Laie den Unterschied nicht auf den ersten Blick erkennt.

Für Büropapiere oder Flyer allemal ausreichend. Möchte man der Umwelt etwas Gutes tun, dann ist die erste Wahl das Recyclingpapier. Denn es spart Rohstoff und Wasser bei der Produktion.

Übrigens: Papiere, wie z.B. die dunklen Kassenbons sollten nicht in die Papiertonne entsorgt werden, da diese schlecht zu trennen sind und die Qualität des Recyclingpapieres reduziert.

Fazit

Die Papiervielfalt läßt keine Wünsche offen. Deshalb ist es gut, einen detailierten Blick auf die Papiere zu werden. Denn jedes dieser Papiere erzählt eine Geschichte. Erst recht, wenn sie zu den Drucksachen eines Produktes oder zum Unternehmen selbst passen.

Du willst mehr zu Papieren wissen? Dann lies doch diesen Artikel. Hier gebe ich Tipps zur Papierauswahl.

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Cornelia Weigle

Cornelia Weigle
Als Grafikdesignerin habe ich mich auf Markendesign, visuelles Branding und Storytelling spezialisiert. Mein Design-Prozess spielt mit den Prinzipien der japanischen Ästhetik, die ich durch kreative Methoden-Boxen zu einem Design OUTSIDE THE BOX verbinde. Das bedeutet, abseits des Standards zu denken und das Besondere herauszuarbeiten. Gerne arbeite ich mit Businessfrauen und Unternehmen zusammen, denen ich mit ihrem Design Selbstvertrauen und eine starke visuelle Präsenz gebe.

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